Professional women power: Es lohnt sich, man selbst zu sein, an sich zu glauben und seiner Intuition zu vertrauen

PrintMailRate-it


veröffentlicht am 5. Oktober 2022

Im Rahmen unseres Karriereblogs „professional women power” stellen sich monatlich Kolleginnen vor,
die von ihren Karrierewegen und ihrem Arbeitsalltag bei Rödl & Partner erzählen.
Wir möchten damit die Aufmerksamkeit auf Frauen richten sowie Bewerberinnen und Kolleginnen motivieren, ihre individuellen Karrierewege bei Rödl & Partner mutig zu verfolgen.


„Es lohnt sich, man selbst zu sein, an sich zu glauben und seiner Intuition zu vertrauen.


Renata Kabas-Komorniczak




Renata Kabas-Komorniczak ist Geschäftsführende Partnerin bei Rödl & Partner. Sie unterstützt Investorinnen und Investoren bei der Organisation von Buchhaltungsabteilungen und globalen Shared Service Centers. Außer­dem führt sie die Projekte zur Prozessbeschleunigung, Prozessveränderung, Digitalisierung, Compliance, Steuerplanung und zum Datenschutz.
 

Liebe Renata, Du nimmst eine der höchsten Positionen bei Rödl & Partner ein. Was ist Deine Arbeits­philosophie? Was waren die Meilensteine Deiner Karriere? 

Ich glaube, von ausschlaggebender Bedeutung sind in meinem Fall Offenheit gegenüber mir selbst und an­de­ren, Achtsamkeit gegenüber anderen und bedingungsloser Respekt. Meiner Meinung nach lohnt es sich, man selbst zu sein, an sich zu glauben und seiner Intuition zu vertrauen – unabhängig von Branche, Stellung oder Ge­schlecht. Man sollte sich regelmäßig die Frage stellen und beantworten: Was will ich, und was sind mei­ne beruflichen Ziele? Welche Werte sind für mich am wichtigsten, und entsprechen sie den Werten des Unter­nehmens, für das ich arbeite?

 

Was die Offenheit gegenüber anderen betrifft, so hat für mich kulturelle Sensibilität eine große Bedeutung. Dies gilt besonders für die Arbeit in einem internationalen Umfeld. Man muss akzeptieren, dass ein anderer mög­licherweise anders denkt, andere Erfahrungen und andere Blickwinkel hat. Daraus folgt, dass für mich die Offen­heit gegenüber Veränderungen, das genaue Beobachten sowie die Fähigkeit zum Zuhören wichtig sind. Meine jüngste Tochter und ich haben so ein spezielles Gen, das ist eigentlich ein Charaktermerkmal: Wir sind High Sensitive Persons (HSP). Ich betrachte diese – meine Sensibilität sowohl in gesellschaftlicher als auch in emotionaler Hinsicht – als jene einzigartige Fähigkeit, die mir hilft, die Welt zu verstehen und die mich von an­deren unterscheidet. Das ist meine Superkraft, die mir mein ganzes Leben lang geholfen hat. Ich höre mehr (innerlich und äußerlich), sehe mehr, nehme mehr wahr und verstehe mehr. Und über die Jahre habe ich gelernt, diese Superkraft perfekt zu nutzen.

 

Die nächsten Punkte meiner Arbeitsphilosophie sind ständige Entwicklung, sukzessiver Erwerb neuer Kompe­tenzen, zwischenmenschliche Beziehungen und das Kennenlernen von Menschen  – continuous improvement and continuous development.

 

Wenn man Erfolg haben will, muss man seine Qualifikationen ständig steigern. Jeder Tag muss etwas Neues bringen, dabei geht es nicht nur um akademisches Wissen. Ich bin Absolventin der Fakultät für Recht und Ver­waltung der Universität Warschau sowie des British Centre for European and English Law Studies und der American School of Law (University of Florida). Außerdem habe ich ein Promotionsstudium in der Fachrichtung Wirtschaftswissenschaften abgeschlossen und halte Vorlesungen und Seminare an der Handelshochschule Warschau. Ich führe den Titel der polnischen Steuerberaterin und bin Mitglied der Steuerberaterkammer. Ich habe einen MBA in Digital Transformation und ein Aufbaustudium in ACCA abgeschlossen. 2004 kam ich zu Rödl & Partner Polen und war zunächst Leiterin der Abteilung Business Process Outsourcing in Warschau. Eine Dekade später wurde ich Partnerin in Polen, Leiterin der Büros in Warschau und Danzig, und weitere sechs Jahre später stieg ich in den engsten Führungskreis von Rödl & Partner auf. 

 

Seit 10 Jahren erweitere ich ständig aktiv mein Wissen und versuche, andere von den Vorteilen des Lean Mana­ge­ment zu überzeugen. Gegenwärtig bin ich eine von 8 Geschäftsführenden Partnern (und eine von zwei Frauen in diesem Kreis). Darüber hinaus bin ich seit August 2022 Mitglied des CEO Round Table – einer Or­ga­ni­sa­tion, die die CEOs der größten in Polen tätigen Unternehmen umfasst. Das ist ein ungewöhnlicher Kreis und eine ungewöhnliche Erfahrung. Paradoxerweise wird die ganze Unternehmung von einem Franzosen geleitet. Der Kreis besteht hauptsächlich aus Personen aus Europa (darunter viele Deutsche), aber auch darüber hinaus ist es eine sehr interessante kulturelle Erfahrung. Um die Aufnahme in diesen Kreis kann man sich nicht be­wer­ben, man muss eingeladen werden, deshalb ist es ein so elitärer Zirkel. Aber die Geschlechterparität muss ge­wahrt werden. Sie ist noch nicht vollständig, weil es nur 20% Frauen gibt, darum haben es paradoxerweise (ob mir das gefällt oder nicht, und es gefällt mir nicht) weibliche Chefs etwas leichter. Von uns Frauen gibt es in diesem Kreis nicht so viele, und deshalb fallen wir mehr auf.

 

Rödl & Partner ist ein Familienunternehmen, das von Teamgeist geprägt ist. Wie bewertest Du das?

Die Menschen sind das Maß für jeden Erfolg. Dies gilt insbesondere für diejenigen unserer Kolleginnen und Kollegen, die mit dem Unternehmen seit einigen Jahren, seit mehr als zehn Jahren oder gar seit Jahrzehnten verbunden sind. Wären wir nicht ein Familienunternehmen, das so sehr auf die Menschen achtet, dann würde niemand so lange bei uns arbeiten. Vom großen Ganzen zum Detail: An dieser Stelle möchte ich auf mein Team hinweisen, auf das ich sehr stolz bin – es besteht seit Jahren aus denselben Personen, geändert haben sich nur deren Funktionen. Seit dem Beginn meiner Karriere bei Rödl & Partner ermuntere ich meine Kolleginnen und Kollegen, ihre Qualifikationen zu steigern, neue Berechtigungen zu erwerben und an Schulungen teilzunehmen. Damit habe ich viel Erfolg gehabt – mindestens ein Dutzend der Personen aus meinem Team sind beruflich sehr weit vorangekommen. Wenn das kein Teamgeist ist, was dann?

 

Ich möchte noch einen anderen Aspekt der Fürsorge für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hervorheben, auf den ich stolz bin. In der Pandemie – und bis heute – haben wir unseren Kolleginnen und Kollegen aus Sorge um ihre mentale Gesundheit ein umfassendes Programm zur psychologischen Unterstützung zur Verfügung ge­stellt. Dieses umfasst sowohl prophylaktische Maßnahmen (Webinare über psychisches Wohlbefinden im wei­testen Sinne, unter Einbeziehung von Berufs- und Privatleben, sowie ein Internetportal mit Informationen zu diesem Thema) als auch psychologische Unterstützung durch Spezialistinnen und Spezialisten in Form einer
24-Stun­den­-Hotline für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie deren Familien. Es wird von den Kolleginnen und Kollegen sehr gut angenommen, denn sie können es ohne Einschränkungen nutzen, mit garantierter Anonymität und Unterstützung durch bewährte Profis.

 

Du leitest nicht nur ein Unternehmen, sondern engagierst Dich auch bei nicht kommerziellen Projekten. Kannst Du uns etwas darüber erzählen?

Das Helfen liegt mir im Blut. Diese Haltung verdanke ich meinem Vater. Vor allem jedoch bin ich Gründerin und Vorsitzende der Stiftung „Kochasz Dopilnuj” („Achtsamkeit aus Liebe”). Wir sind seit März 2020 aktiv und wid­men uns der Vorbeugung gegen Brustkrebs bei Frauen und Hodenkrebs bei Männern. Jede von uns hatte ent­weder selbst oder in ihrer Familie eine Person mit Krebserkrankung. In mehr als zwei Jahren hat die Stiftung mehrere Dutzend kostenlose Webinare zur Gesundheitsfürsorge durchgeführt. Wegen der Pandemie fanden viele unserer Aktivitäten online statt. Langsam jedoch kehren wir zu „live”-Workshops zurück, die wir in den Büros von Rödl & Partner in Polen, in Schulen, Krankenhäusern, Unternehmen und bei von den Kom­mu­nal­be­hör­den in ganz Polen durchgeführten Sommerveranstaltungen unter freiem Himmel für Familien abhalten. Wir arbeiten dauerhaft mit hervorragenden Fachleuten und Ärztinnen und Ärzten zusammen, für die ihr Beruf gleich­zeitig Berufung ist. Wir konnten bekannte Persönlichkeiten aus Gesellschaft, Geschäftsleben und Politik zur Teilnahme an unseren Aktionen bewegen. Warten Sie, bis Sie Robert Lewandowski bei unserer Kampagne gegen Hodenkrebs sehen!

 

Die Stiftung „Achtsamkeit aus Liebe” ist das Herzstück meiner philanthropischen Tätigkeit, aber ich helfe auch noch auf andere Weise. Da ich nicht immer Zeit habe – ich muss auch Zeit für meine Familie haben (privat bin ich Mutter dreier Kinder) – bemühe ich mich, dieses Ziel zu erreichen, indem ich einige andere Stiftungen fi­nan­zi­ell unterstütze. Auf der Liste meiner ständigen Überweisungen steht u.a. eine Stiftung zum Schutz von Kin­dern mit dem Namen „Zdążyć z Pomocą” („Zu Hilfe eilen”). Neulich wurde ich auch von Vertretern von „Telefon 116 111” um Unterstützung gebeten, das von der Stiftung „Dajemy Dzieciom Siłę” („Kinder stärken”) betrieben wird. Dieser Stiftung geht es darum, Kinder psychologisch zu unterstützen und Selbstmord vorzubeugen. Außerdem helfe ich – zusammen mit meiner Schwester – Organisationen, die Menschen mit Down-Syndrom unterstützen. Unser ältester Bruder hat das Down-Syndrom. Nachdem unsere Eltern gestorben sind, unterstützen meine Schwester und ich ihn gemeinsam. Aber wir bemühen uns auch, ihn zu aktivieren und in verschiedene Aktionen einzubinden, mithilfe eben von Stiftungen und lokalen Vereinigungen, die wir auf diese Weise aktiv un­ter­stüt­zen. Im Rahmen meiner Kräfte und finanziellen Mittel helfe ich dort, wo ich kann und fühle, dass es notwendig ist.

 

Hast Du bei alledem noch wenigstens ein bisschen Zeit für Dich selbst?

Ich gebe zu, dass das in letzter Zeit immer schwieriger wird. Die geopolitische Lage macht es nicht besser. In letzter Zeit habe ich mit meinen polnischen Kolleginnen und Kollegen viel Hilfe im Zusammenhang mit dem russisch-ukrainischen Krieg geleistet. Jetzt kämpfen wir alle gemeinsam in vorderster Front gegen die Inflation und handeln mit unseren Mandantinnen und Mandanten permanent neue Preise aus. Langsam ändern wir un­se­re Arbeitsphilosophie. Außerdem bin ich Mutter und die Pandemie hat nicht zum Wohlbefinden der Kinder bei­ge­tra­gen. Man muss sehr rege sein und auf die Bedürfnisse der Kinder achten, um nichts zu übersehen. Des­halb gehe ich zusammen mit meinen Töchtern zum Schwimmtraining oder mit meinem Sohn als Sparrings­partnerin zum Kickbox-Training und früher bin ich mit den Kindern gemeinsam zum Reiten gegangen. Früher haben wir regelmäßig zusammen mit den Kolleginnen von Rödl & Partner trainiert und sind regelmäßig beim Runmaggedon und beim Spartan gestartet. Diese Aktivitäten müssen wir unbedingt wieder aufnehmen, sie feh­len mir sehr. Während der Pandemie hat jede von uns begonnen, individuell zu trainieren, aber ich sehne mich sehr nach den gemeinsamen Trainings. Sie geben eine ganz andere Energie und Motivation.

 

Und wie vereinbarst Du Beruf und Familie?

Ganz ehrlich – das kostet mich übermenschliche Anstrengung, und häufig habe ich Probleme damit. Ich gebe mein Bestes, aber das klappt nicht immer – insbesondere jetzt, wo Managerinnen und Manager viel größere Herausforderungen bewältigen müssen als früher. Wir leisten unsere Managementarbeit in Zeiten der Krise und – sprechen wir es offen aus – der Kriegswirtschaft. Und glaubt niemandem, dass das so leicht zu erreichen wäre, wenn man es nur logistisch gut organisiert. Das ist extrem schwierig und erfordert stählerne Nerven, perfekte Planung und viel Verzicht. Obwohl ich die Hilfe von Tanten und Erzieherinnen habe und bei uns zu Hause vollkommene Gleichberechtigung herrscht (einschließlich der Tatsache, dass in meiner Familie von jeher die Männer kochen, und das ganz ausgezeichnet), fällt es mir schwer, alle meine Pflichten unter einen Hut zu bringen. Das gilt insbesondere für die Jahre, in denen die Kinder heranwachsen und immer mehr Unterstützung brauchen. Kleine Kinder, kleine Sorgen – aber bei großen Kindern haben die Eltern entschieden mehr Pflichten und müssen mehr Aufmerksamkeit und Sensibilität aufbringen. Auch das ist schwierig, wenn man ständig unter Anspannung und Stress steht. Außer der Familie gibt es noch Freunde, ehrenamtliche Tätigkeiten, die per­sön­liche Entwicklung, das Bedürfnis, schöngeistige Literatur zu lesen oder in ein Konzert oder in die Oper zu gehen, damit die Seele wieder zur Ruhe kommt. Gut, dass es jetzt Hörbücher und Podcasts gibt, und Musik kann man bei körperlichen Aktivitäten über Kopfhörer hören. Das nennt man „zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen”. Mit diesen offenen Bekenntnissen möchte ich mit einem gewissen Mythos aufräumen, aber auch versichern, dass diese Anstrengungen möglich sind und sich lohnen. Es ist eine Quelle tiefer Befriedigung und innerer Kraft.

 

Bist Du Feministin?

Ja, ich bin ganz entschieden für die politische, wirtschaftliche, persönliche und gesellschaftliche Gleichheit der Geschlechter. Dasselbe gilt für meine Kolleginnen und Kollegen. Jede andere Einstellung ist mir fremd. Ich bin für Gleichberechtigung und dafür, kein Geschlecht zu diskriminieren. Aus deutscher Sicht erscheint das sicher unglaublich, aber in Ländern wie Frankreich oder Polen gibt es sowohl auf der mittleren als auch auf der oberen Managementebene weibliche Dominanz. Im Geschäftsfeld „Business Process Outsourcing” müssen wir in je­dem Land geradezu um eine größere Anzahl männlicher Mitarbeiter kämpfen. Dennoch bin ich immer sehr un­zu­frie­den, wenn als Begründung für die Auswahl einer bestimmten Person für eine konkrete Position die Ge­schlech­ter­pa­ri­tät genannt wird. Deshalb beteilige ich mich grundsätzlich nicht an Rankings „nur für Frauen”. Eine Ausnahme habe ich zugegebenermaßen gemacht, und zwar bei dem Plebiszit Kobiece Twarze/Womens Faces, und eigentlich habe ich mich nur wegen des Schlosses in Książ – in dem dieses Plebiszit stattfand –entschieden, an diesem Ranking teilzunehmen. Ich war vorher niemals in Książ gewesen, hatte aber viel da­rüb­er gelesen. Das Schloss in Książ ist ein unglaublicher Ort; mit großer Wahrscheinlichkeit befindet sich unter diesem Schloss der „goldene Zug”, also ein Zug aus dem III. Reich, der zwischen November 1944 und En­de Januar 1945 von Breslau in Richtung Wałbrzych fahren sollte, jedoch nie im Bahnhof von Wałbrzych an­kam. Er soll Gold, Kostbarkeiten, Kunstwerke und geheime Archive des III. Reiches enthalten haben. Diese Gegen­stände wurden angeblich aus Breslau in ein unbekanntes Versteck gebracht, wahrscheinlich in der Gegend des Eulen­gebirges (ebenfalls ein sehr geheimnisvolles Gebirge) oder des Riesengebirges. Bisher hat niemand diesen Zug wiedergefunden. Aber wie Antoine de Saint-Exupéry sagte: der Zauber des Geheimnisses zieht uns immer an. Ein wunderschöner Ort, unweit der deutsch-polnischen Grenze, den man unbedingt besuchen sollte. Außer­dem kann man dort in den Bergen wandern und Kajak fahren. Überhaupt empfehle ich wärmstens eine Tour durch die Schlösser und Paläste Niederschlesiens – ein unvergessliches Erlebnis.

  

 

Vielen Dank, liebe Renata, dass Du Teil unseres Karriereblogs bist und Dir Zeit genommen hast, uns so authentische und persönliche Einblicke in deine Karriere und Dein Privatleben zu geben! 

Impressionen – Renata Kabas-Komorniczak

First<<Prev<[1]>Next>>Last v
Renata Kabas-Komorniczak
Renata Kabas-Komorniczak
Renata Kabas-Komorniczak
Renata Kabas-Komorniczak
Renata Kabas-Komorniczak
Renata Kabas-Komorniczak
First<<Prev<[1]>Next>>Last v
Befehle des Menübands überspringen
Zum Hauptinhalt wechseln
Deutschland Weltweit Search Menu